Strukturveränderungen – Die Feuerwehr der Zukunft

(ARCHIVFOTO: DPA)
Die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr soll gesichert werden.

DESSAU-ROSSLAU/MZ. Keine durchgreifende Reform, dafür aber jede Menge Strukturveränderungen – das sieht das Konzept „Feuerwehr 2020“ vor, das Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Sonnabend in Dessau-Roßlau vor mehr als 120 Vertretern von Freiwilligen Feuerwehren aus ganz Sachsen-Anhalt vorgestellt hat. Es gehe ihm dabei nicht darum, eine „offene oder verdeckte Reform“ von oben durchzudrücken, sondern darum, gute Lösungen mit den Feuerwehren gemeinsam umzusetzen.

Dies sei dringend nötig, wie schon ein Blick auf die Zahlen zeige. Im Jahr 2011 hätten laut Stahlknecht die 37 000 Feuerwehrleute der 1 633 Ortsfeuerwehren im Land insgesamt rund 2 700 Menschenleben gerettet. Doch die demografische Entwicklung mache auch vor den Brandschützern nicht halt. Im Jahr 2000 habe Sachsen-Anhalt noch auf rund 40 000 freiwillige Feuerwehrleute vertrauen können, bis 2025 aber werde diese Zahl auf nur noch 30 000 sinken. Dieser Aderlass erfordere, neue Wege zu gehen, um die Einsatzbereitschaft vor allem tagsüber in gewohnter Qualität zu erhalten.

Die Angst vieler kleiner Feuerwehren, Umstrukturierungen seien gleichbedeutend mit Schließungen, versuchte Stahlknecht auszuräumen. „Wir machen keine Ortswehren wegen Geld zu“, sagte er. Vielmehr setze er auf Entscheidungen von unten, darauf, dass Feuerwehren freiwillig mit Nachbarn zusammengehen. „Wenn wir das von oben anordnen, machen wir ja das Ehrenamt kaputt.“

Mit dem Konzept „Feuerwehr 2020“, das eine Projektgruppe aus Politikern, Fachleuten und Kommunalvertretern seit Jahresanfang erarbeitet hatte, will Stahlknecht den anstehenden Veränderungen Struktur und Richtung geben. Kernziel sei es, das System der Hilfeleistung aufrecht zu erhalten, sagte Lutz Bergling, der den Bericht vorstellte. Neben einer zentralisierten Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen, die bis zu 20 Prozent Kosten sparen könne, setze das Papier vor allem auf die Schaffung von sogenannten Stützpunktfeuerwehren, die im Einsatzfall stets zuerst ausrücken sollen.

Dabei, so Bergling, solle es sich nicht um neue Einheiten handeln, sondern um Löschgruppen, die auch dezentral angesiedelt sein könnten. Nur so könne angesichts der absehbaren Entwicklung dauerhaft eine Eintreffzeit an Brand- und Unglücksstellen von zwölf Minuten gehalten werden. Ortsfeuerwehren müssten sich zudem stärker spezialisieren. Außerdem müsse die Nachwuchsarbeit verbessert werden, etwa indem das Amt des Jugendfeuerwehrwartes aufgewertet wird. Stahlknecht sieht die Arbeit der Projektgruppe noch nicht am Ende. In vier Regionalkonferenzen will er 2013 mit Kreisbrandmeistern und Gemeindewehrleitern über das Konzept diskutieren.

Quelle: MZ-Web.de

Jetzt weitersagen / teilen