Kaiman im Großkaynaer See?

Die Angler Hanno Graeßner, Knut Häcker und Mathias Domazer (v.l.) bezweifeln, dass sich im Wasser des Sees ein Kaiman aufhält. (FOTO: MZ)
VON TILO KRIPPENDORF, 16.08.12, 19:37h, aktualisiert 16.08.12, 19:57h

 

GROSSKAYNA/MZ. Das Krokodil kam angeschwommen, nur Nase und Augen waren zu erkennen, es erschreckte sich und verschwand schließlich am Ufer im Schilf. So hat jetzt ein Angler eine beunruhigende Begegnung auf dem Wasser des Großkaynaer Sees beschrieben. Dreimal habe er das Raubtier gesehen, einmal sei es direkt vor ihm abgetaucht. Der aus den alten Bundesländern stammende Mann ist inzwischen nicht mehr im Ort, fischt wohl in anderen Gewässern.
Der See bei Großkayna

Angler meldet ein Reptil im Großkaynaer See. Feuerwehr und Ordnungsamt suchen nach Spuren. Experten vermuten einen ausgesetzten Kaiman. (FOTO: MZ)

Doch seine Aussagen sorgen nun in der Geiseltalstadt für große Aufregung. Ein Krokodil im Großkaynaer See? Einem Tagebaurestloch, in dem Baden zwar nicht verboten, aber auch nicht erlaubt ist? An dem sich bei sommerlichem Wetter etliche in die Fluten stürzen, sich am schilfumsäumten Ufer sonnen? Möglich wäre es, 1994 sorgte der ausgerissene Kaiman „Sammy“ für ein Medienspektakel im nordrhein-westfälischen Dormagen.

Die Stadtverwaltung hat reagiert: Die Feuerwehr suchte inzwischen das Ufer vom Wasser und von Land aus ab. Mitarbeiter des Ordnungsamtes laufen Streife, immer auf der Suche nach Spuren des vermeintlichen Reptils. Bisher erfolglos. Die Aussagen des Anglers hätten aber sehr glaubwürdig geklungen, sagt Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU). „Der Mann hat angegeben, dass zwischen den Nasenlöchern und den Augen des Tieres etwa 30 Zentimeter Abstand waren“, so das Stadtoberhaupt.

„Das wäre schon eine recht ordentliche Größe“, sagt Andreas Mendt aus Mannheim. Er ist der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde, also ein Reptilien-Spezialist. Bis zu zweieinhalb Meter groß könnten beispielsweise die bei Reptilienhaltern beliebten Kaimane werden. Beinahe jedes Jahr gebe es Berichte von entflohenen Krokodilen in Baggerseen oder anderen Gewässern, weiß der Experte. „Meist stammen die von Haltern, die mit den Tieren nicht mehr zurecht kommen und sie dann aussetzen“, so Mendt.

Die beschriebenen scheuen Reaktionen des beobachteten Tieres passten gut zum Verhalten von Kaimanen, bestätigt auch Hans-Günther Hofmann, der Inspektor und Kurator für Aquarien und Terrarien im halleschen Bergzoo. Er betont aber, dass in den vergangenen Jahren seines Wissens nach in Deutschland keine Menschen durch entflohene Krokodile zu Schaden gekommen seien.

Das dürfte auch Steffen Schmitz beruhigen, der eine Panik am Großkaynaer See auf jeden Fall verhindern will. „Am Wochenende wollen dort sicher wieder viele Braunsbedraer schwimmen gehen“, meint der Bürgermeister. Der See sei aber kein Badegewässer, betont Schmitz gleichzeitig. Die Stadt werde nun noch zusätzliche Hinweisschilder am Ufer anbringen.

Derjenige, der das vermeintliche Reptil entdeckte, sei ein 70-jähriger Angler aus Dortmund und nur zwei Mal im Jahr in Großkayna, erzählen Mitglieder des ortsansässigen Anglervereins. „Wir angeln hier schon seit Jahren und haben noch nie etwas Ähnliches gesehen“, sagt Knut Häcker, der an der Krokodil-Geschichte seine Zweifel hat. Ist das Krokodil also eine Ente?

Falls sich bestätigen sollte, dass in dem rund 2,6 Quadratkilometer großen See tatsächlich eine amphibische Echse lebt, hat sie aber kaum Überlebenschancen. Zwar habe man einen verletzten Haubentaucher im Wasser gefunden – Reste einer Mahlzeit? -, doch „spätestens im Winter würde ein Krokodil erfrieren“, ist sich Reptilien-Experte Mendt sicher.

 

Quelle: MZ-Web.de

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